Prolog: | Seven Hills |
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1. Zeitalter: |
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2. Zeitalter: | Die Feenkönigin · Im Reich des Todes · Die Rückkehr des Kriegsherren · Pfad der Tränen · Das Rheingold · Raue Winde |
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3. Zeitalter: | Lerchenkrieg · Die Hexe |
Im Reich des Todes
Armin blickte ungeduldig durch das Stadttor hinaus. Zum ersten Mal würde er einen richtigen Triumphzug sehen. Zu Hause gab es so etwas nicht.
Dort hatte er nur Lehmhütten, Pferche für die Tiere, ein paar Äcker und viel Wald gesehen. Hier war alles aus Stein gebaut und selbst das Stadttor war
größer als jedes Langhaus in seiner Heimat, dem Land der Cherusker. Doch seit ein paar Monden war er nun hier in Rom und dieser
Wald aus Steinhäusern und Säulen sollte seine neue Heimat werden. Da er der Sohn des Fürsten der Cherusker war, solle er eine militärische Ausbildung bekommen
und auch sonst solle es ihm an nichts fehlen, hatten die Römer gesagt, kurz bevor sie ihn mitnahmen.
In der Ferne sah er sie kommen. Zuerst die Senatoren, die Magistrate und die Hornbläser. Dann folgten Darstellungen des Sieges: Schauspieler,
die Schlacht-Szenen nachspielten. Hinter ihnen gingen die Kriegsgefangenen. Armin musste an seinen Vater denken, als dieser ihm erzählte, was passieren würde,
wenn er sich nicht hätte hier her bringen lassen. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken und er schüttelte den Gedanken wieder ab. Und endlich! Da war er:
Der Triumphator. Der siegreiche Heerführer, gefolgt von seinem Heer.
A Roman triumph (Ausschnitt), Andrew Carrick Gow (1848-1920)
Er stand auf einem prächtigen Streitwagen, der von vier Pferden
gezogen wurde. Auf dem Streitwagen direkt hinter ihm stand ein Sklave, der eine goldene Eichenlaubkrone über den Kopf des Feldherren hielt. Er sagte etwas, doch
der Junge konnte nur das Jubeln der Menge hören.
Armin fragte eine Römerin, die neben ihm stand: »Verzeihung, wissen Sie was der Sklave da sagt?« Die Frau blickte zu ihm hinunter.
»Du bist wohl nicht von hier, stimmt’s? Das Sklave sagt: ‚Bedenke, dass du sterben wirst. Bedenke, dass du ein Mensch bist. Sieh dich um
und bedenke, dass auch du nur ein Mensch bist.’.«
»Und wieso tut er das?«
»So ist es Tradition!« Die Frau schaute Armin nun genauer an.
»Er erinnert den Feldherren
daran, dass er trotz seiner königlich-göttlichen Verkleidung weder ein König noch ein Gott ist und dass er sterben wird, wie wir alle hier.
Der Sklave soll so verhindern, dass der Feldherr hochmütig wird, mein Junge.« Dann wandte sie sich ab und jubelte weiter mit der Menge.
Als krönenden
Abschluss wurde einer der Kriegsgefangenen öffentlich hingerichtet. Das Volk brüllte vor Begeisterung, während Armin nachdenklich schwieg.
Fast dreißig Jahre waren seit jenem Tag vergangen. Armin betrachtete die selbst gemachte Eichenlaubkrone, die über seinem Lager an der Lehmwand hing.
»Aus Gold müsste sie sein!«, dachte er. Er legte sich neben seine Frau und deckte sich mit Fellen zu. Er blickte ins Leere und dachte
über seine Siege nach. Er hatte die größte und wichtigste Schlacht gewonnen, die es jemals östlich des Rheins gegeben hatte. Mehr als
15.000 Männer waren auf der Seite des Feindes gefallen - der Römer, die ihn einst von seiner Familie getrennt hatten. Jetzt war er zurück bei seinen
Eltern und hatte selbst Frau und Kind.
Vor der Schlacht war ihm das Unmögliche gelungen, indem er alle Stämme östlich des Rheins unter seiner militärischen
Führung vereint hatte. Nur so konnte er gewinnen. Aber er hatte sein Werk noch nicht vollendet.
»Alle Stämme müssen zu einem großen Reich vereint werden, über das ich
als König herrsche!« dachte er. »Nur dann sind wir vor dem Feind sicher.»
Er grübelte, wie er dieses Ziel erreichen könnte, bis ihm die Augen zufielen.
Er träumte, wie er auf einem prächtigen Steitwagen stand und wie die Menge ihm zujubelte. Er trug die Kleider eines Königs, die goldene Eichenlaubkrone schwebte
über seinem Kopf. Plötzlich wurde alles dunkel. Er sah eine unheimliche Gestalt im Nebel, aus dem schwarzen Umhang klaffte ein Totenschädel hervor
und er hörte eine tiefe Stimme sprechen:
»Ich werde zu dir kommen! |
Schweißgebadet wachte er am nächsten Morgen auf. Eine dunkle Vorahnung schwebte an jenem Tag wie ein Schatten über ihm...
Noch am selben Abend war Armin tot. Vergiftet. Die dunkle Gestalt hatte ihn geholt und in das Reich des Todes gebracht.
Mammoth Höhle in Kentucky (Ausschnitt), Regis Francis Gignoux 1843
Anmerkung:
Ähnlich eines historischen Romans erhebt diese historische Kurzgeschichte
keinen zwangsläufigen Anspruch auf wissenschaftliche
Richtigkeit. Auch wenn sie in keinem Widerspruch zu den historischen Tatsachen steht, so ist dennoch
Vieles frei erfunden.
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